Aber alles was er mir entgegenbrachte war ein skeptischer Blick.
Nach einiger Überzeugungsarbeit war das Ding geritzt, der Trip gebucht und die Flüge reserviert.
Den Sommer etwas vorverlegen und unserem nass kalten Schmuddelwetter entfliehen, denkste die Packinglist wirft Fragen auf..... ( Sonnencreme Lichtschutzfaktor 50, Sonnenbrille, Thermounterwäsche und Wärmflasche) ???
Doch wir sollten es bald herausfinden.
Der Abflug Tag war da und wir beide gurkten mit jede Menge Gepäck im Auto zum Flughafen, die Murmeln natürlich als Übergepäck im Schlepptau. Unsere Wahl fiel auf einen attraktiven Köder, und zwar den Hot Fish & Gammarus Mix um generell erst mal die Karpfen zu aktivieren um so viele Fische wie möglich ans Band zu bekommen und einen Halbproteinmix den 50/50 Mix Boilie von Keen Carp, um dann später die grösseren Fische herauszufiltrieren. Die Boiliedurchmesser sind 10 und 16mm, 40kg sollten reichen!
Des Weiteren hatte ich noch den Appetite Stimulator Fish und drei verschiedene Soaks im Gepäck um den Ködern noch den Feinschliff zu verpassen.
Wir einigten uns auf Cream Master, Green Lipped Mussel und den Fish Witch Soak, auch die neue Neutral Pop Up Range von Keen Carp durfte nicht fehlen, diese gibt es in diversen Formen, Farben und Größen.
Eins sollte wohl bewusst sein, man sollte jede menge Zeit mitbringen, denn in den Flughafenkontrollen sorgt das Tackle für jede Menge Aufmerksamkeit.
Ich wurde in Deutschland zweimal und in Marokko gleich dreimal gebeten meine Koffer zu öffnen und dann geht das Erklären und Vorführen los.
Da in Marokko die zweite Sprache Französisch ist, läuft die Verständigung alles in allem sehr gut.
Wenn man dann die Fahrt durch Marrakesh und den Atlas überstanden hat ist das schon die halbe Miete. Da wir erst spät am Abend anreisten verbrachten wir die erste Nacht im Hotel Bin El Ouidane, der Empfang war sehr freundlich und zu essen gab es auch noch etwas, traditionel aus dem marokkanischem Schmortopf (Tajine).
Nach einer unruhigen Nacht ging es dann endlich zum See.
Die Boote wurden beladen, Simo und Salah brachten uns gleich zu unserem auserwählten Spot in der Bay of Princess. Eine etwa 50m2 große Insel war für die ersten Tage unser Zuhause. Die größeren Teile des Tackels werden von Marocco Carp gestellt, dementsprechend muss man sich keine Gedanken um Rod Pod, Bivvy oder Bedchairs machen.Lediglich die 12ft 3,5lbs Ruten finde ich zum Bootsdrill sehr ungünstig gewählt. Gerade unter dem Aspekt, dass man die Montage nicht werfen muss sondern in den meisten Fällen das Rig mit Hilfe des Bootes am Spot ablegt. Auf Nachfrage habe ich jedoch erfahren, dass die Ruten nun bald auf die Fischerei dort besser angepasst werden sollen. Wer lieber seine eigenen Ruten fischen möchte, kann auch diese im Flugzeugbauch verstauen.
Diese sind problemlos anzumelden unter der Rubrik Sportgepäck was nun auch nicht finanziell den Rahmen sprengt.
Drei Ruten pro Angler finden an den Ufern des Ouidanes Platz, also streuten wir die Ruten über weite Distanzen und Wassertiefen von 2 bis 16m um die Flossenträger erstmal auswendig machen zu können.
Wir genossen den Rest des Tages bei 27Grad und liessen uns die afrikanische Sonne auf die Haut brennen, wir kamen relativ schnell zur Erkenntnis wieso Sonnenschutzfaktor 50!
Die erste Nacht brachte uns gleich 5 Fische, ein erstaunlich gutes Ergebnis. Bei 12 Grad Wassertemperatur frassen die Fische in Wassertiefen zwischen 6 und 12m.
Wobei zu erwähnen ist das eine Wathose absolute Pflicht ist an dem Gewässer, nicht nur die Wassertemperatur im Februar sondern auch sehr steiniges Terrain und seicht abfallende Ufer machen das Drillen direkt von Land aus unmöglich.
Bei Distanzruten empfiehlt sich direkt aufs Boot und raus zum drillen, denn am Grund des Ouidane liegen teilweise riesige Felsbrocken, was auch die Nutzung einer dicken Schlagschnur von mindestens 50lbs sowie Leadclips erfordert. Sobald das Blei unter einem Stein verkantet sollte es sich umgehend lösen können. Nutzt man dieses Zubehör nicht, wird man unnötig viele tolle Fische hier an diesem See verlieren. Wir benutzten Swivel Grippa Bleie in Gewichten von 140 – 200g um die Fische sicher zu haken, wobei wir die schwerere Variante für die Distanzangelei verwendeten.
Denn bei starkem Wind oder Strömung lastet eine starke Kraft auf die Hauptschnur und wir wollten sicher gehen, dass sich die Montage nicht verzieht.
In Sachen Haken schenke ich mein vertrauen den Gamakatsu G-Carp Modellen. Wir nutzen den Super Hook zur Präsentation der Pop Up`s und den Hump Back für die sinkende Variante am Knotless Knot Rig in den Grössen 4 und 6.
Am zweiten Tag sollte uns dann klar werden warum Thermo Unterwäsche und Wärmflasche auf der Packinglist zu finden waren.
Wolken und ein heftiger Wind zogen auf, Regen setzte ein und die Welt ging buchstäblich unter, rapide fallende Temperaturen bis auf ein paar Grad über Null.
Doch der Wind brachte Fisch am Ouidane und das Durchschnittsgewicht der Fische erhöhte sich. Im Sturm hatten wir sogar Doppelläufe und einen Dreifachlauf. Binnen einer Stunde konnten wir 5 Fische verwerten und in unseren Fangbüchern notieren.
Der Hot Fish und Gammarus Boilie funktionierte fantastisch und brachte uns viele Fische ans Band.
Am nächten Morgen viel es uns wie Schuppen von den Augen, der Pegel des Ouidane ist rasant gestiegen und zwar um mehr als einen Meter, so dass die Wellen die vom starken Wind angetrieben wurden schon fast an unsere Zeltfronten klatschten. Erst beim zweiten Blick erbot sich uns ein wahres Panorama.
Im Atlas vielen über Nacht mehrere Zentimeter Schnee, die atemberaubende Berglandschaft die den kompletten See umgibt erstrahlte in der weissen Pracht.
Trotz vieler Fische von Gewichten zwischen 6 und 13kg benachrichtigten wir Simo das wir Moven wollen und zwar in richtung Stephans Point.
Am neuen Platz fingen wir sofort mit der Spotsuche an und verteileten auf jeder Rute ein paar Boilies.
Wir legten uns für jede einzelne Rute eigene kleine Futterplätze an, die Gammarus Plätze produzierten einen Fisch nach dem anderen, wobei es auf den Plätzen auf denen der 50/50Mix gefüttert wurde deutlich ruhiger zuging.
ABER wie er es verspricht lagen die Gewichte der Fische deutlich über denen, der Plätze mit dem Hot Fish Gammarus Boilie.
Und es lief, wir fingen.
Jürgen lieferte direkt den Einstand mit einem 16kg Schuppi.
Es dauerte nicht lange da bekamen wir Besuch, wilde Hunde, erst zwei dann vier dann sechs!
Jedoch keine Panik, es sind keine Killerbestien. Lediglich ein paar liebe und schreckhafte Streuner, die ein zwei Happen vom Abendessen abhaben wollten.
Die weiteren Nächte verliefen weiterhin ohne Ruhe, bis zu sechsmal die Nacht rissen uns die Bissanzeiger aus dem Tiefschlaf.
Das Moven machte sich bezahlt, die neutralen Keen Carp Pop Ups`s die sich in unserem Gepäck in diversen Farben befanden und am Chod Rig angeboten wurden liefen ebenfalls sehr gut und brachten stetig Fisch. Diese Pop Up`s wurden neutral gehalten, das heißt ohne Flavour oder sonstige Zusätze und dienten bei unserer Angelei rein dem optischen reiz. Natürlich kann man diese Pop Up´s mit einem Dip seiner Wahl kombinieren, die neutralen Murmeln nehmen den Dip ausgezeichnet auf.
Unter der Wasseroberfläche auf drei unserer Spots, wuchs ein dicker Krautteppich der die Fische nicht daran hinderte auch genau dort zu fressen. Das Seegras wuchs zwar sehr dicht und bedeckte den ganzen Boden, doch die Spitzen des grünen Gewächses ragten nur bis wenige Zentimeter über den Gewässergrund. Das Choddy Rig funktionierte prächtig und gab uns die Möglichkeit den Pop Up perfekt auf dem Krautteppich anzubieten.
Die Jungs von Morocco Carp geben sich viel mühe den Aufenthalt der Angler so angenehm wie möglich zu gestalten, sie kennen den See sehr gut und stehen für Tipp`s und Fachsimpelei jeder Zeit zur Seite. Die Angler werden jeden Morgen mit Essen und Getränken für den ganzen Tag versorgt. Sogar Sonderwünsche werden so gut es geht erfüllt.
Doch so wie alles Schöne irgenwann mal ein Ende hat, brach nun unser letzter Tag an. Simo fragte uns ob wir die letzte Nacht im Hotel verbringen wollen doch wir beide verneinten und schmunzelten, denn unser Hotel stand hier an den Ufern des Ouidan.
Simo lachte, da ein Großteil der Angler wahrscheinlich die letzte nacht im Hotel bevorzugen um die Nacht vor dem Heimflug noch einmal auszuschlafen und eine gepflegte Morgendusche zu geniessen.
Schliesslich sollte diese Entscheidung noch belohnt werden, denn dieser letzte Tag brachte mir noch die beiden Sahnestücke von knapp unter der 20kg Marke.
Ein Schuppi und ein marokkanischer Goldbarren von 19,2 und 19,5kg.
Der Spiegler brachte unsere Augen gewaltig zum funkeln denn alle Fische die wir fangen konnten waren Schuppenkarpfen, die Spiegler sind eher Seltenheiten in diesem Gewässer und dann gleich so ein Brett. Der Drill erwies sich als spektakulär, selten hatte ich so einen kampfstarken Fisch am Gerät. Der Kampf ersteckte sich über ganze 30min wobei ich immer wieder spürte wie die Schnur am felsigen Untergrund schürfte.
Kein gutes Gefühl, die Nerven lagen blank denn ich fühlte, dass es ein gutes Fisch ist der am anderen Ende der Rute versuchte mein Rig loszuwerden. Da dies alles noch nicht genug war setze sich der Spiegler noch zweimal an dicken Felsen unter der Wasseroberfläche fest. Gezwungen war ich bis zum oberen Rand meiner Wathose ins Wasser zu steigen. Er hängt fest, letzte Hoffnung das Boot. Jürgen zog das Boot zu mir rüber, plötzlich dann die Erleichterung. Ich keuchte leise:`` Er ist frei``! Der Schlagschnur sei Dank.
Nach weiteren Minuten hatte ich ihn endlich an der Oberfläche und er ließ seine prächtigen Flanken sehen. Als Jürgen dann nach einer gefühlten Stunde den Kescher unter den Fisch schob überkam es mich Urplötzlich. Der altbekannte Jubelschrei brach aus mir herraus und erhallte über den ganzen See.
Diese beiden Prachtexemplare und 25 gefangene Fische machten den einwöchigen Trip rund.
Unser Dank gilt den Jungs von Morocco Carp die diesen Trip mit möglich gemacht haben.
Buchungen im Raum Deutschland und Österreich nimmt der österreichische Agent Chris Jahrbacher gerne für euch entgegen und steht mit Rat und Tat zur verfügung.
Weitere Infos findet ihr unter www.morocco-carp.com
Dieser See hat Potential und Magie, er wird uns mit Sicherheit wieder sehen.
Tim De Bie