Michael Gstraunthaler
Diesen Sommer besuchte mich mein Teamkollege Csaba Rontó auf ein gemeinsames Wochenende an meinem Hausgewässer. Nach einem langen Gespräch am Abend waren wir uns einig, dass wir nach einigen Jahren an unseren Seen den Weitblick etwas verloren haben und eine neue Herausforderung suchen. Wir beide haben schon Paylakeerfahrung, fischen allerdings das ganze Jahr an großen Naturseen in Österreich.
Also sollte unsere Reise im Oktober an einen sehr bekannten, in Fachkreisen als sehr schwierig bezeichneten Baggersee gehen. Bewusst versuchte ich SO WENIG WIE MÖGLICH an Informationen über das Gewässer einzuholen, um mich vor Ort voll und ganz dem See hingeben zu können. Ich wollte einfach am Wasser den Kopf frei haben und mich ganz nach Keen Carp Style mit freiem Kopf, unvoreingenommen durch die Meinung anderer Angler der Location widmen. Wir betrachteten die Session als „Kennenlerntour“, um später bei unserer Rückkehr unsere eigenen Erkenntnisse als Grundlage nehmen zu können. Selbstverständlich hatten wir es auf die größten Karpfen im See abgesehen.
Zum Start der Session hatten wir im Prinzip nur 2 Infos:
Das war einmal eine Herausforderung, denn keiner von uns hatte zuvor an so einem Gewässer geangelt und wie ihr wisst, benutzen wir bei Keen Carp keine Partikel. Wir wollten auch persönliche Erfahrungen sammeln, um mit unseren Kunden authentisch über das Angeln ohne Partikel sprechen zu können, auch an solchen Gewässern, wo es für die meisten unvorstellbar ist und sie es gar nicht glauben können. István hat auch dafür eine treffende Aussage: „Nur weil du an etwas nicht glaubst, kann es trotzdem existieren.“
Ein kurzes Telefongespräch mit ihm und er hatte auch schon das richtige Rezept gegen die Krebse. Der Hemp Mix mit Black Pepper Flavour „Und wenn alle Miniköder fischen, verwendet ihr steinharte 24 mm Kugeln“ - war seine Aussage. Ich wurde noch nie vom Keen Carp Individual Bait Service enttäuscht, also vertrauten wir auch diesmal auf die langjährige Erfahrung von István.
Am Wasser angekommen verbrachten wir erst mal 2,5 Stunden mit Echolot und Unterwasserkamera bewaffnet mit Location. Als wir gegen Abend unsere Ruten platzierten, entschlossen wir uns die Montagen erst nach 24 Stunden zu kontrollieren. Vor allem deswegen, weil der Großteil der Angler nicht auf ihre Köder vertrauen, erst recht nicht dass sie den Attacken der Krebse so lange Wiederstand leisten können. Inzwischen konnten wir die anderen Angler am Wasser beobachten, wie sie ihre Partikelfutterplätze anrichteten und 20mm Boilies hinterher schaufelten.
Das war uns sehr recht, denn unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass vor allem die großen Fische, sobald sie für sie besser geeignete und einfacher verwertbare Nahrung finden, diese Futterplätze meiden. Logisch, wir würden das gleiche tun. Die erste Nacht verlief erst mal ruhig. Und bis zur Kontrolle unserer Montagen am Nachmittag passierte nichts. Tatsächlich konnten wir nach 24 Stunden nur minimale Krebsspuren an den gehärteten 24mm großen Kugeln entdecken. Aber wir konnten Anzeichen von Fischen in unserem Abschnitt erkennen. Damit wurden wir bestärkt, ruhig den Dingen ihren Lauf zu lassen. Es war ja nur eine erste Inspektion als Investition für eine, spätere Session. Die Montagen passten, die Köder arbeiteten perfekt, die Plätze waren ausgelotet und wir waren extrem relaxed – welcome to Big Carp Fishing!
Und dann ging es los:
Mitten in der Nacht weckte mich Csaba. Ich hatte so tief geschlafen, dass ich nicht einmal mitbekam, wie er eine halbe Ewigkeit von dem Fisch quer über den See gezogen wurde - 26,5 kg Schuppenkarpfen Two Tone - PB - Wahnsinn!
Am Vormittag folgte noch eine Bombe mit 24,5kg. Was für ein Verlauf!
Wir freuten uns natürlich riesig und waren eigentlich schon mehr als zufrieden, als endlich meine linke Rute ablief. Nach kurzem Kontakt erschlaffte jedoch die Schnur- abgeschnitten an einer Muschelbank, F..k!
Ich blieb aber überraschenderweise extrem ruhig. Große Fische kann man eben nicht erzwingen und Istvan sagt immer: “Relax!“ Gerade als wir Besuch von unseren Nachbarn erhielten (darüber freue ich mich besonders, denn dann können sie sehen mit was ich den Fisch gefangen habe), bekam ich einen Run. Diesmal passte alles und nach einem Megadrill, glitt der nächste riesige Schuppenkarpfen in unseren Kescher – 28kg – PB pulverisiert!
Was war hier bitte los??
Dies alles blieb natürlich nicht unbemerkt und bald versammelte sich der halbe See an unserem Camp. Einer der „Partikelfütterer“ beklagte sich über 30 Nächte an diesem See ohne einen Fisch über 20 kg. Zur Objektivität gehört auch dazu, dass an diesem Gewässer tagelange Blanks nicht selten sind. „Nur bestimmte Vorfächer und eben nur Tigernüsse können den Krebsattacken Paroli bieten“- lauteten ihre Aussagen. Wir machten alles anders und hörten vor allem nicht auf die wenigen Infos, welche wir im Vorfeld bekamen. Wir vertrauten auf unser Wissen aus dem Architected Carpfishing, das wir seit Jahren in unseren Vorträgen auch an viele interessierte Karpfenangler weitergeben. Mit erhobenem Haupt und einer breiten Brust kehrten wir nach 3 Tagen dem See den Rücken - Wir kommen wieder, denn:
The question is not what we could catch, but what we couldn`t!
Und mit unseren 3 kapitalen Fischen in 3 Tagen ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht! Neues Gewässer, neue Ziele!
Ein großer Dank gilt vor allem Tomi und unserem Teamleader István, die uns extra am See besuchten und mit genialen Tipps den Feinschliff gaben. Unter anderem ließen sie mich einfach mein Komplettes Vorfach wegwerfen. So wurde diese Session für uns ein unvergessliches Erlebnis.
Wir kamen, sahen und siegten-
Veni vidi vici!
Michael Gstraunthaler, Csaba Rontó - Keen Carp Team Austria